Kommt man in ein neues Land ist es normal, dass man natürlich die Landesküche probiert und wenns schmeckt isst man die ersten Wochen/Monate kaum was Anderes. Mit Ausnahme derer: z.B.: Deutsche, die auch in ihrem Urlaub ohne ihr geliebtes Schnitzel nicht leben können. Jaja, man möge sich seinen Teil drüber denken, aber es ist wirklich so - fällt einem erst auf, wenn man viel im Ausland unterwegs ist - und die Deutschen trifft man ja wirklich überall. Sogar in Sri Lanka in einem Dorf das aus nicht mehr als 10 Häusern besteht trafen wir Deutsche die im Restaurant "Deutsche Wurst" verlangten !!! Wir haben da nur den Kopf geschüttelt und uns die Frage gestellt: haben die sich verlaufen oder was machen die hier??
Da wir nun schon über 1,5 Jahre hier leben, essen wir nur noch gelegentlich Chinesisch. Meist westlich - dennoch querbeet von italienisch über orientalisch, arabisch, selten amerikanisch bis hin zu indisch, vietnamesisch, japanisch etc... In einer Stadt mit über 20 Mio. Einwohnern findet man auch alle Küchen der Welt. Sogar die nordkoreanische Küche ist hier vertreten, die wir bisher noch nicht probiert haben.
Seit Ende Juni hat Peking nun auch sein 1. Österreichisches Restaurant, das Tafelspitz. Selbstverständlich waren wir bei der offiziellen Eröffnung dabei und auch danach nun schon einige Male dort. Es ist ein Fine Dining Restaurant, mit typisch österreichischen Gerichten, aber auch mediterrane Gerichte sind auf der Karte zu finden. Sogar Semmel- und Apfelkren zum Tafelspitz sowie Topfenknödel kann man in Peking essen. :-) Eine schöne Auswahl an österr. Weinen - leider nicht aus der Steiermark. Dennoch Preis-Leistung und Service stimmt hier, andere Fine Dining Restaurants sind teurer.
Nun denn, es ist hier nicht alles so toll wie es den Anschein macht: Lebensmittelskandale sind manchmal fast an der Tagesordnung. Der letzte aktuelle Skandal, nur wenige Wochen alt: einige Hersteller haben ihrem Reisschnaps, Baijiu genannt, Viagra beigemischt. ?? hä ??
Letzten Sommer hat Mc Donalds nur noch Fischburger verkauft, es gab nichts mehr mit Fleisch. Warum? Einer der größten Gammelfleischskandale Chinas wurde aufgedeckt. Ja, das gabs ja auch mal in Europa.
Da ich nun schon Mc Donalds genannt habe, China ist voll mit Fast-Food-Restaurants und Starbucks. Vor allem KFC und Mc Donalds sind an jeder Ecke zu finden. Wenn die Stadt noch so chinesisch ist, einmal im Jahr ein Ausländer zu sehen ist - Starbucks, KFC und Mc Donalds sind auch dort vertreten. Hier gibts auch amerikanische Fastfood-Ketten von denen in Europa noch keiner was gehört hat. Wir meiden diese Lokale, diese sind zwar sehr billig, aber die Qualität ist igitt...
br> Wer noch Fleisch isst in China, muss für gute Qualität schon mehr Geld hinlegen als üblich. Man geht da meist in "ausländische" Restaurants essen, da ist man auf der sicheren Seite, da vor allem das Rindfleisch aus Australien oder Südamerika importiert wird.
Importe: China importiert sehr viele Lebensmittel aus aller Welt. Sogar einige Chinesen, die es sich leisten können, kaufen vorwiegend importierte Waren. Viele Chinesen haben das Vertrauen in die heimischen Produkte verloren - Grund sind die vielen Skandale.
Ja, wer noch Fleisch isst... ich nicht mehr. Bin seit einigen Monaten bereits Vegetarierin und esse sehr oft mittlerweile auch vegan. In Städten wie Peking und Shanghai sind durchaus einige Vegetarische Restaurants vorhanden. Wobei der Großteil der Chinesen, 99,99999999% Fleisch isst. Isst jemand kein Fleisch ist er nicht "normal" in den Augen der meisten Chinesen. Und für den Großteil der Einheimischen muss Essen billig sein, hier zählt Quantität statt Qualität. Leider.
Vor kurzem hat BBC Daten, u.A. Schweinefleischkonsum, Chinas im Vergleich mit den USA veröffentlicht.
Durch den extrem hohen Fleisch- und Fastfoodkonsum, gepaart mit dem bequemen Leben (Smartphones, TV, Nichtstun) gibt es hier mittlerweile sehr viele Menschen die übergewichtig und auch fettleibig sind. Pummelige/Dicke sieht man hier oft öfter als Normalgewichtige bzw. schlanke Menschen.
Wer hier noch das Bild vor Augen hat: die Asiaten sind doch so schlank, ja, aber nicht in China. Darüber findet man auch schon viele Berichte im Internet.
Wir sind sehr froh darüber, dass wir hier - außerhalb der Stadt (eine gute Stunde Fahrt mit dem Auto) - eine Farm gefunden haben, die Biogemüse und -obst anbaut und verkauft und sogar bis vor die Haustür liefert. Das Gute daran: diese Farm hat vor einigen Jahren ein Deutscher mit einem Amerikaner und einen Chinesen gegründet und die Produkte werden nach europäischen Biorichtlinien angebaut. Denn Bio ist nicht gleich Bio und schon gar nicht in diesem Land.
Mal wieder abgeschweift... zurück zur Chinesischen Küche: diese hat mit dem Chinesischen Essen in Europa so gut wie Nichts zu tun. Vor allem wird in Europa IMMER Reis, gefühlt kiloweise, mit dem restlichen Gemüse/Fleisch süß/sauer, scharf serviert. Einmal J17 bitte heißts bei der Bestellung, als Nachtisch immer der obligatorische Glückskeks.
Von einem Glückskeks hat hier in China noch niemand was gehört. Der Keks ist eine Erfindung - wie soll es auch anders sein - aus Amerika.
Wie läuft so ein Restaurant-Besuch in einem typischen chinesischen Lokal ab: Chinesen gehen nie allein oder nur zu zweit essen. Hier geht man in großen Gruppen, bzw. die ganze Familie oder mit Arbeitskollegen ins Restaurant. Bei Geschäftsessen gibts eine Sitzordnung, aber diese führ ich hier nicht aus. Man nimmt meist an einem runden Tisch mit einer drehbaren Platte in der Mitte Platz. Manchmal sitzt man auch an normalen Tischen, wie man sie im Westen kennt, ist von Restaurant zu Restaurant unterschiedlich.
Größere Gruppen sitzen meist in einem Private Dining Room. Diese Räume sind in fast allen Restaurants vorhanden, egal welcher Preisklasse.
Zur Bestellung: man sagt, dass man pro Person ein bis zwei Gerichte bestellt. Es bestellt eine Person - meistens. Die Gerichte werden separat serviert und immer in die Mitte des Tisches gestellt. Z.B.: Grüne Bohnen auf einem Teller, auf einem anderen Teller Tofu, wieder auf einem anderen Fleisch etc...
Jede Person hat einen kleineren Teller vor sich und die Stäbchen. Man wartet nicht bis alle Gerichte da sind, man fängt an zu Essen sobald der erste Teller auf dem Tisch steht. Es bedienen sich alle Personen vom selben Teller.
Was trinkt man so zum Essen: jetzt würden die Meisten denken: Tee. Ja, gibts auch, wird jedoch eher selten getrunken. Immer am Tisch: warmes/heißes Trinkwasser - das gibts auch immer umsonst. Kinder trinken immer süße Säfte wie Pflaumensaft, Rote-Bohnen-Saft etc. Am beliebtesten sind auch hier wieder westliche Getränke: Coca Cola, Fanta, Sprite. Auch bei den Erwachsenen sehr beliebt. Wenn man bedenkt, dass Cola hier billiger ist als Wasser... da kann man sich schon denken, dass viele Kinder bereits so breit wie hoch sind...
Erwachsene trinken zum Essen sehr gern Bier. Tja, das hätten nun wohl die Wenigsten gedacht - "Chinesen vertragen doch keinen Alkohol".. jaja. Man könnte manchmal meinen die feiern hier jeden Tag das Oktoberfest... Tsingtao ist eines der beliebtesten Biere in China, schmeckt sogar sehr gut. Dieses Bier wurde damals von den Deutschen in China (Ort: Qingdao, an der Ostküste, liegt zwischen Tianjin (das mittlerweile, traurigerweise, auch fast jeder kennt und Shanghai) ins Leben gerufen. Mittlerweile hat so gut wie jede Provinz mind. eine Brauerei bzw. eine berühmte Marke.
Achja, Reis bekommt man hier nicht automatisch serviert, man muss diesen bestellen. Das macht man normal nach dem Essen bzw. als Abschluss.
Es gibt auch Desserts, wir haben schon sehr Viele probiert, geschmeckt hat noch nix. Denkt man: aaaahhhh, Schokofüllung und beißt dann rein, ist es zu 99% immer Rote-Bohnen- oder Pflaumenfüllung.
Leider hab ich kein eigenes brauchbares Foto gefunden, dieses hab ich von: ais.badische-zeitung.de/piece/02/93/a2/40/43229760.jpg
Beim nächsten Mal muss ich mal ein paar Fotos mehr machen, da das Alles für uns schon so normal ist, denkt man nicht immer dran.
Zum Schluss kommt auch immer die Rechnung. Im Westen üblich: es wird getrennt bezahlt. In China bezahlt immer nur eine Person die Rechnung. Danach wird auch nicht mit den anderen Gästen abgerechnet - beim nächsten Restaurant-Besuch bezahlt jemand anderes. So gleicht sich das hier aus. Und hier geht man mehrmals die Woche Essen - in Europa kaum vorstellbar bzw. nicht in DE und AT. Essen ist in China ein gesellschaftliches Ereignis, man verbringt oft Stunden dabei. In DE ist das viel hektischer: man geht essen, bezahlt und geht wieder. In AT bleibt man da schon noch länger sitzen, trinkt noch einen Kaffee, da ists wieder gemütlicher. So nah und doch so fern...
Das wars im Großen und Ganzen. Trotz der oft sehr schlechten Qualität und des massenhaft verwendeten Gourmet-Powders --> Glutamat, welches wir hier vermeiden, gehts uns hier recht gut. :-) Wir wissen mittlerweile wo man hingehen soll und kann. Das Gute: es gibt auch chinesische Restaurants die ohne Glutamat kochen.
In diesem Sinne: Mahlzeit!
P.S.: Rechtschreib- und Tippfehler erscheinen naturgemäß hin und wieder ;-)